
Jubiläum

20 JAHRE KULTURHAUS EMAILWERK
Die wichtigste Erkenntnis aus 20 Jahren Kulturarbeit im Salzburger Seenland (und darüber hinaus) sei vorangestellt: Kunst gibt keine Antworten, sie stellt Fragen, gibt Anregung und Impulse, eine Reaktion auf die Welt. Ein wertvoller Beitrag in der Welt, in der wir leben, ein ständiges Suchen nach Spuren und Deutungen, nach einer Vermittlung von Vergangenem und Gegenwärtigem. Kultur ist die Schwester der Freiheit und Kunst die Schwester der Demokratie. Und Kultureinrichtungen sind gesellschaftliche Akteure. In diesem Bewusstsein wurde das Emailwerk gegründet und zu einem Kunstort geformt, dessen Bedeutung nach nur zwei Jahrzehnten unbestritten ist. Viele Köpfe und Hände hat es dazu gebraucht. Eine Handvoll Kulturbegeisterter waren es, sie wollten Akzente setzen jenseits der nördlichen Stadtgrenzen zu Salzburg, wollten die Region und Seekirchen mit zeitgenössischer Kunst und Kultur bereichern. Schließlich gründeten sie 2001 den Kulturverein Kunstbox, der dann 2005 das Emailwerk ins Leben rief und es nun seit 20 Jahren in Seekirchen am Wallersee „bespielt“.
Die Zeit war günstig, es gab offene Ohren, beim Land, bei der Stadtgemeinde, bei der EU, nach langem Verhandeln auch beim Bund. Das Schöne daran war auch, dass dies über alle parteilichen Grenzen funktionierte. Es ging nicht um Rot, Schwarz oder Grün – nein, alle hatten verstanden, dass es ernst war – und dass hier etwas wirklich Großes in den Startlöchern stand. Und etwas, dass Tiefe haben sollte. Kunst als Teil des Lebens begreifen, auch als Sprachrohr für gesellschaftsrelevante Themen – mit Offenheit, Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem und Toleranz, in Interaktion mit lokalen, österreichischen und internationalen Künstlern. Das war der Plan.
Viele engagierte Menschen haben ihre Leidenschaft für Kunst und Kultur eingebracht und wie man sehen kann, es hat funktioniert. Das Kulturhaus Emailwerk hat sich in 20 Jahren als innovativer Kulturbetrieb und Veranstaltungsort etabliert: Hier werden neue künstlerische Programme entwickelt, durchdachte Konzertreihen ins Leben gerufen, die in den Grenzbereichen zwischen Jazz, Weltmusik, neuer Volksmusik und Singer/Songwriting angesiedelt sind, es finden kontroversielle Gespräche zu aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen statt.
Das Angebot richtet sich an alle Generationsbereiche, besonders der Kinderschwerpunkt ist uns ein großes Anliegen. Die Programmphilosophie des Emailwerks ist inhaltlich vielseitig, herausfordernd und immer auf hohem Niveau, ohne die Augenhöhe des Publikums zu verlassen. In den vergangenen zehn Jahren haben rund 300.000 Gäste die nahezu 6000 Veranstaltungen und Workshops besucht.
Die Errichtung des Kulturhauses im Jahr 2005 war aber auch für die Stadtentwicklung Seekirchens ein überaus wichtiger Schritt, die Stadt wird seither immer mehr auch als kulturelles Zentrum des Salzburger Seenlandes wahrgenommen. Denn das Emailwerk hat sich zu einer wichtigen Plattform für die regionale, aber auch die österreichische Kulturszene entwickelt. Heute ist es eine mit zahlreichen Preisen und Anerkennungen bedachte Kunst- und Kulturwerkstatt, in der maßgeschneiderte Programme produziert werden. Und es ist ein nachhaltiges Haus mit einem umweltbewussten Team, das Österreichische Umweltzeichen ist nur ein Beweis von mehreren. Seit vielen Jahren wird das Emailwerk auch als Bildungshaus wahrgenommen, mit Schwerpunkt im musikalischen Bereich. Und dass auch visionäre Themen nicht gescheut werden, hat die vielbeachtete Machbarkeitsstudie eines Sprachmuseums für die Region bewiesen.

Für die Gründungsmitglieder war aber gerade die Zeit vor der Eröffnung eine Herausforderung, eine spannende Zeit, an die man gerne zurückdenkt. Damals stand eine Idee im Raum, die über lange Strecken nicht verwirklichbar erschien. Und das ist es auch, was es im Jahr 2025 zu feiern gibt. Den gemeinsamen Glauben an eine Idee. Die Verwirklichung dieser Idee. Das bedeutet Konfliktbereitschaft, Offenheit, Begegnung, Emanzipation und Mut zum Experimentellen. Diese Attribute haben diese Werkstattbühne möglich gemacht. Und als Devise galt all die Jahre: Vieles ist möglich! Möglich gemacht durch die Menschen, die hinter dieser Idee standen und stehen. Und jene, die es unterstützt haben. Ihnen gehört ein großer Teil der Anerkennung, die dieses Haus tagtäglich erfährt.
Und mit einer ebenso engagierten und klugen Besetzung geht es auch ins dritte Jahrzehnt. Das ist das größte Geschenk zum Jubiläum. Und es ist, wie alles andere hier auch, selbstgemacht. In einer Zeit, in der es nicht nur schwer ist, leidenschaftliches Personal zu bekommen, von Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen, ganz zu schweigen – in dieser Zeit ist es gelungen, ein neues Führungskollektiv aus den eigenen Reihen zu entwickeln. Ein Kollektiv, bestehend aus drei Personen, die eine gemeinsame Verantwortung wahrnehmen. Das Erreichen des gemeinsamen Ziels durch gemeinsames Agieren ist eine neue Form der Führungskultur, der sich die drei stellen. Das schafft aber auch die Möglichkeit, die kollektive Intelligenz, das kollektive Wissen, die Unterschiedlichkeit der Charaktere für eine breiter aufgestellte und effizientere Entscheidungsfindung zu nutzen.
Die Zukunft hat begonnen.
