Nachlese
Wie aus einem Guss
Das „Moser Trio“, ein von den Geschwistern Sarah, Lukas und Florian Moser gegründetes Klaviertrio gab sein bislang zweites Konzert im Kulturhaus Emailwerk. Ein Heimspiel sozusagen, denn die aus Seekirchen stammenden MusikerInnen hatten 2018 auf eben dieser Bühne debütiert. Im Vordergrund stand diesmal die Nacht. Unter dem Titel „Round Midnight“ erwartete die zahlreich erschienenen Gäste ein spannender Konzertabend mit Werken von Romantik bis Jazz. Was sie schließlich erleben und erhören durften, kann man mit „brillant“ subsumieren. Mehr Worte braucht es eigentlich nicht, um das Konzert des sympathischen jungen Trios zu beschreiben. Dass sich drei Geschwister auf diese Weise zusammenfinden, ist mehr als eine glückliche Fügung. Denn hier ist letztendlich eine Formation entstanden, die vorzüglicher kaum sein könnte. Die drei spielen wie konstant unter Hochdruck und in unnachahmlicher Weise - wie aus einem Guss.
Detailgenau gehen sie Haydns Noten (Klaviertrio Es-Dur hob. XV 11) auf den Grund. Ihre gradlinige, dabei warme Tongebung erzeugt hohe Dichte und Aussagekraft. Der Pianist Lukas Moser gibt vor, Sarah und Florian folgen beweglich und ausdrucksvoll. Von der ersten Sekunde aber war klar, dass es hier nicht um Unterhaltung gehen konnte, sondern tatsächlich viel mehr auf dem Spiel stand. Dem Klassiker Haydn folgte Schuberts Trio Es-Dur Op. 100, und so wie der junge Franz Schubert schon um sein Leben komponierte, so schienen Sarah Moser am Cello, Lukas Moser am Flügel und Florian Moser an der Violine ganz bei der Sache, mit großem Ernst und existenzieller Gewissenhaftigkeit. Vor der Pause gab dann noch das Allegro von Beethovens c-Moll Trio - Sarah erzählte eine Anekdote dazu: Beethoven war fest entschlossen, mit seiner ersten veröffentlichen Werkfolge die Elite der Wiener Musikwelt zu beeindrucken und herauszufordern. Joseph Haydn jedoch war bestürzt über Beethovens Lieblingsstück in c-Moll und riet seinem Schüler, von einer Veröffentlichung abzusehen. Was für Zweifel Haydn auch gehegt haben mag, jedenfalls wurde Beethovens erstes Meisterwerk in seiner charakteristischen Tonart zu einem seiner beliebtesten Kammermusikwerke.
In der zweiten Hälfte öffneten die Mosers die musikalische Türe zu anderen Genres. Eröffnet wurde mit Astor Piazzolla, dann bekam das Publikum noch Thelonious Monk und Chet Baker zu hören, beide Werke in einer Bearbeitung von Lukas Moser, der auch noch eine Eigenkomposition vorlegte - eine Premiere. Der Titel: „03.02.“ - dem Konzertabend im Emailwerk gewidmet. Großartige Komposition, kleiner Datumsfehler im Titel. Bei all diesen Werken zeigt das Trio dieselbe Wendigkeit wie in den klassischen Passagen des Konzertes, lyrisch aber stets packend. Das Format des Trios verlangt hier hohe solistische Könnerschaft, Präsenz und improvisative Expressivität auf der einen Seite, aufmerksame Zurückhaltung und sorgsam tarierte Balance auf der anderen. Das Moser-Trio meisterte dies in kaum zu überbietender Verwirklichung von Gleichklang und Spannkraft zugleich. Mit dem letzten Stück „Midnight´s passed“ - eine Komposition von Florian Moser heizten sie dem Publikum weiter ein, als verfügten sie selbst über unerschöpfliche Energiereserven. Erst nach der dritten Zugabe endete der exzessive Klangrausch. Bravorufe und begeisterter Applaus für drei ganz besondere junge Talente.
(lf)