Nachlese
Wenn Santa mit Sternspritzern spielt
Ein Weihnachtskonzert, ist ein Weihnachtskonzert, ist ein Weihnachtskonzert, ist es nicht! Es wäre wohl weder Chorleiter Richard Griesfelder noch seine Naked Notes, beführe man mit dem Publikum die gut asphaltierte Musikautobahn Richtung 24ten, anstatt weniger ausgetretenen aber umso tiefsinnigeren Pfaden hin zur schönen Bescherung zu folgen. Gleich mit der ersten Nummer „What‘s Going On“ fordert das Ensemble den verstaubten Vorweihnachtsmief zum Zweikampf heraus und obsiegen auf der ganzen Linie. Hellwache Rhythmik, feinste Percussion und glockenhelle Stimmen richten die Zuhörer in den Sesseln auf, so geht Vorfreude.
Aus Türchen Nummer zwei im Naked Notes Adventkalender fällt der Gospelsong „Broken“ in den Saal und steht gleich ein zweites Mal Pate für die Ausrichtung des Abends: mitreißende Rhythmik, die lebendige Präsenz der Sängerinnen und Sänger und zu einem mächtigen Gesamtklang feinst versponnene Einzelstimmen. Das dritte Türchen mit dem Titel „I Still Love You“ löst beim Öffnen ob der Emotionalität Gänsehautfeeling aus…
Oh ja, Santa Griesfelder weiß seinen 17-spännigen Schlitten durch den vorweihnachtlichen Nachthimmel zu bewegen. Mit „I Wish“ nimmt er an Fahrt auf, bis die Kufen im Rhythmus Funken spritzen und lässt das Gefährt unmittelbar danach mit „A Child Is Born“ eine berührende Wolke aus Sternenstaub durchfliegen. Dem Publikum fällt es wie Schuppen von den Augen, es GIBT eine Klangwelt nach „Last Christmas“ - Weihnachten ist gerettet.
Man kann und will nicht anders als Griesfelder und seinen SängerInnen für diesen Abend den allerhöchsten Respekt zu zollen. Das Arrangement jedes einzelnen Stückes ist maßgeschneidert und dem Ensemble auf die Haut geschrieben. Der stellenweise nahezu irrwitzigen Komplexität und rhythmischen Verschachtelungen zum Trotz, erfährt das Publikum eine packend harmonische Gesamtanmutung, garniert mit grandiosen Solostimmen und vielen heiteren Elementen vokaler und gestischer Natur. Apropos heiter – wenn Santa sein Mojo verliert wie im gleichnamigen Stück der Naked Notes, dann muss man, getragen von der aufmüpfigen Fröhlichkeit auf der Bühne, einfach ein ganzes Stück lang grinsen.
Naked Notes hat sich schon beim ersten Auftritt im Mai dieses Jahres direttissima in die Herzen des Publikums gesungen und eine Spur der Begeisterung hinterlassen. Großartige Stimmen, viel Einfallsreichtum bei Choreographie und Percussion, sowie die durchdachte und unterhaltende Setlist sorgen für höchsten Wiedererkennungswert und einen einmaligen vokalen Fingerprint. Auch mit seinem Programm „X-Mess“ lässt das Ensemble an diesen Abenden, eben abgesehen von „Last Christmas“ keine Lücke im Wunschzettel des Publikums offen. Schwarzer Gospelsound, berührenden Balladen und wörtlich mitreißende Rhythmusgiganten wie dem Stück „Words“, Santas Schlitten ist kunterbunt vollbepackt mit glitzernden vokalen Geschenken. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, wir sind vokal aufgeladen und gegen „Last Christmas“ imprägniert! Weihnachten kann kommen!
(mw)