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15.09.2025 10:00 - Uhr

Wenn Saiten zu Flammen werden

Das Radio.String.Quartet präsentierte im Emailwerk Seekirchen sein Programm „Les couleurs du feu“ – ein Konzertabend, der das Element Feuer in Klang übersetzte. Das Emailwerk bot mit seiner intimen Atmosphäre den idealen Rahmen. Dezente Lichteffekte, ab und an etwas Rauch und konzentrierte Stille im Publikum verstärkten die Wirkung der Musik.

Das Ensemble – Bernie Mallinger (Violine, Octavvioline, Stimme), Sophie Abraham (Cello, Stimme), Cynthia Liao (Bratsche, Stimme) und Igmar Jenner (Violine) – bewies eindrucksvoll, wie wandlungsfähig ein Streichquartett sein kann. Sanfteste, fragile Töne wurden kontrastiert mit eruptiven, rhythmisch pulsierenden Passagen, die wie ein musikalischer Feuersturm wirkten. Die Musikerinnen und Musiker verschmolzen dabei zu einer Einheit, die nicht nur spielte, sondern die Energie des Feuers körperlich spürbar machte.

Partien, die an Minimal Music erinnern, verwoben sich mit elektronischen oder rhythmisch modernen Impulsen, ohne dass die Transparenz verloren ging. Die Stimmen der Instrumente – und die gelegentlichen vokalen Einsätze verliehen dem Abend eine besonders organische Anmutung.

Das Herzstück des Abends, die Suite Les couleurs du feu, war ursprünglich für Quartett und Orchester entstanden, wurde hier jedoch in einer reinen Quartettfassung gespielt. Nichts ging dabei an Intensität verloren – im Gegenteil: die Reduktion auf vier Stimmen legte die emotionale Essenz frei. Hymnische, fast sakrale Momente standen neben flackernden Rhythmen, die an Tanz, Glut und Flammen erinnerten.

Besonders beeindruckend waren die Übergänge: vom brodelnden Feuersturm zur stillen Glut, von ekstatischer Energie zur nachdenklichen Ruhe. So manch unvorhersehbarer Stimmungswechsel unterstrich den Gegensatz von Schwelendem und Brennendem in einem überzeugenden, dramaturgisch durchdachten Programm.

Insgesamt bot das Radio.String.Quartet in Seekirchen einen faszinierenden Abend: leidenschaftlich, modern, berührend. „Les couleurs du feu“ war nicht bloß ein Konzert, sondern ein Erlebnis, das zeigte, wie man allein mit Streichinstrumenten ganze Welten erschaffen kann – voller Energie, Wärme und leuchtender Klangfarben.

(mw)