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22.09.2025 10:00 - Uhr

"Vom Volkskörper und den fleißigen Leuten"

Nachhilfekabarett in Politischer Bildung mit Markus Pausch

Volles Haus gab es beim Kabarettabend „Die Demokratie ist für den Hugo“, zu dem das Salzburger Bildungswerk Seekirchen und der Kulturverein Kunstbox eingeladen hatten. Zu sehen war der Salzburger Demokratieforscher Dr. Markus Pausch in der Doppelrolle als Populist Hugo Valerian und als Politikwissenschaftler, der Hugos Auftritt kommentierte. Zur Sprache kamen Bilder wie der „der kleine Mann“, die „normalen und fleißigen Leute“, der „Volkskörper“ oder der „gesunde Hausverstand“, ebenso wie die „natürliche Ordnung“, in welcher Männern, Frauen und Kindern ihre Rollen zukamen, oder der Klimawandel, der ebenfalls „naturgegeben“ sei. Notwendig sei vielmehr ein „politischer Klimawandel“, den er – Hugo Valerian – berufen sei, mit seiner neuen Volksbewegung herbeizuführen.

Der Politikwissenschafter mit kabarettistischem Talent zeigte anschaulich, wie Populisten agieren. Parallelen zu österreichischen Wahlkämpfen waren unübersehbar, etwa mit Aussprüchen wie „Ich bin euer Werkzeug“ oder „Wir sind eine Familie“. Das Sich-Gerieren in der Opferrolle wurde ebenso deutlich wie das Spielen mit Aggression, etwa im verfremdeten Slogan „Wir sind euer Schlaghammer, mit dem wir die Systemparteien zertrümmern“. Mit kabarettistischen Zuspitzungen wurden populistische Denkweisen ins Absurde getrieben, etwa wenn Hugo Valerian das Verbot der Zuwanderung von Steirern oder Tirolern nach Salzburg, dann auch noch jenes von Lungauern, Pinzgauern und Pongauern in den Flachgau forderte.

Der Titel des Programms ist durchaus doppeldeutig zu lesen: In der plumpen Form, dass wir keine Demokratie bräuchten, oder in der viel geschickteren Lesart, dass für Hugo eintritt, „wer ein wirklicher Demokrat ist“. Aussprüche wie „Neue Zeiten“, die eine neue „rechtschaffene Bewegung“ und „neue Brückenbauer“ bräuchten, oder „Wir sind die neue Mitte“ sollen anzeigen, dass das System insgesamt geändert gehört. Markus Pausch machte dies mit Sprachspielen wie „Hugokratie“ oder „Auto-Kratie“ – letzteres als Kampfbegriff für die Rettung der Autoindustrie und der Autofahrer – deutlich. Dass der Übergang in Autokratien durchaus möglich ist, zeigen aktuelle weltpolitische Ereignisse. Dahinter stehen die Verfolgung all jener, „die nicht zu uns gehören“ bzw. „gehören wollen“, ebenso wie die Ausschaltung kritischer Medien oder die Gängelung von Gerichten.

In der anschließenden Diskussion betonte Markus Pausch, dass wir Menschen nicht vorschnell verurteilen oder in eine Schublade stecken sollen, wenn sie anderer Meinung sind. Wichtig sei das offene Gespräch. Dieses wünschte er sich auch in der Kommunikation mit Politikerinnen und Politikern in wieder stärker vor Ort anzubietenden Diskussionsrunden. Um dem Hass in den Sozialen Medien entgegenzuwirken, müssten diesen deutlich strengere Grenzen auferlegt werden. Unsere komplexe Welt brauche Politikerinnen und Politiker, die Sachkompetenz mit Kommunikationsfähigkeit verbinden können. Dies sei jedoch der Idealtypus. Abschließend meinte Pausch, der an der Fachhochschule Salzburg lehrt: „Wir sollten uns an die Errungenschaften der Demokratie erinnern und diese weiterentwickeln, etwa durch Bürger*innenräte, aber auch mit einer Demokratisierung der Wirtschaftswelt, der Schulen sowie in den Familien, wo Demokratie gelernt werden könne.“ 

Der Abend war angelegt als „Nachhilfekabarett in Politischer Bildung“ – er wurde dem Motto mehr als gerecht.
(Bericht: Hans Holzinger, Bildungswerkleiter Seekirchen)