Nachlese
Und aus der Note entspringt ein Fluss
Wer ein Konzert von Diknu Schneeberger und dem Bakanic Quartett besucht, weiß im Grund immer, was ihn erwartet. Aber eben genau das nicht. Das Schneeberger & Bakanic Quartett hat ein eindeutiges vokales Bild, eine unverwechselbare Grundanmutung, aber sobald man gefordert ist, diese akustischen Eindrücke zu beschreiben, gehen einem die Worte aus.
Es ist ein wenig so, als würde man vor Michelangelos David stehen und ist gefordert, einem anderen Menschen dessen Schönheit via Telefon zu beschreiben. Ja, virtuose Klänge, vollendete Ästhetik, unendlich detailreich, Rhythmik und Harmonien zu Gesamtkunstwerken verschmolzen und vieles mehr, aber selbst mit viel gutem Willen könnte der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung nur erahnen, was man als Zuhörer vor der Bühne empfindet. Es sind einfach zu viele Details, zu viele zärtliche Verbindungen zwischen dem Spiel von Schneeberger und Bakanic, zu subtile Berührungspunkte zwischen den Instrumenten, selbst das Rhythmusgewebe von Julian Wohlmuth und Martin Heinzle ist zu komplex, um es verbal zu transportieren. Gleichnisse zu ziehen, führt vom Regen in die Traufe, nichtsdestotrotz, kann man nicht anders als bei einigen Kompositionen eine Assoziation zu Django Reinhardt herzustellen.
Zumal Diknu Schneeberger dem jungen Reinhardt schon rein optisch nicht ganz unähnlich ist. Wie Schneeberger und sein Quartett es selbst von sich erklären, ist eine Zu- oder Einordnung ihrer Musik nicht wirklich möglich oder sinnvoll. Ja, Gipsy hier, Blues dort, Swing da drüben und hie und da vertraute Volksmusikanleihen – die Eigenkompositionen der Formation sind aber zumeist schon innerhalb eines Stücks zu verspielt und feingliedrig, um ihnen ein Genre umzuhängen.
Aber wozu auch? Die Glücklichen, die beim Konzert des Schneeberger & Bakanic Quartett im Emailwerk anwesend waren, wissen, was gemeint ist. Wer aus dem hier Geschriebenen nicht wirklich schlau wird, war nicht dabei. Und wer nicht dabei war, naja, der/die sollte sich die nächste Gelegenheit beileibe nicht entgehen lassen…
(mw)