Nachlese

04.10.2021 15:00 - Uhr

Spiel-Wollust

Der Bühnenboden im Emailwerk bebte bereits das vierte Mal unter dem radikalen Rhythmus der beiden Ausnahmemusiker Klemens Bittmann und Matthias Bartolomey - ein Beben, dass sich Veranstalter und Publikum schon so lange ersehnt hatten nach dieser langen Durststrecke. Diese Zeit haben BartolomeyBittmann gut genützt, unzählige neue Kompositionen waren da zu hören, allesamt in der Qualität, die sich die beiden schon bei der Gründung zur Verpflichtung gemacht haben. Ihr Fokus lag von Anfang an auf der kompositorischen Arbeit, ganz bewusst, um die Entwicklung eines eigenen Repertoires und, im weiteren Sinn, auch irgendwie die Entwicklung eines eigenen Genres voranzutreiben.

Was soll man da schon schreiben über ein Duo, dem schon alle Superlativen zugesprochen wurden? Dass sie oft exzellente und eingängige Melodien schaffen, die sie aber mit genug herausfordernden Rhythmen und Texturen anreichern, um ein komplexes Werk daraus zu entwickeln? Die Musik dreht und wendet sich durch verschiedene Bewegungen und nimmt unerwartete Umwege, was für ein faszinierendes Hörerlebnis sorgt. Alles dreht sich um ihre ureigenste Kernaussage: "...ein neues Repertoire zu entwickeln, neue Musik zu komponieren, die noch viel mehr den klangästhetischen Empfindungen und Bedürfnissen unserer Zeit und unserer Hörkultur entspricht, ohne dabei unsere Instrumente verlassen zu müssen." Matthias Bartolomey und Klemens Bittmann kommen zwar aus der Klassik, aber die Klangwelten, die sie mit Cello, Violine und Mandola erzeugen, sind voller unterschiedlicher musikalischer Elemente. Brücken zu bauen zwischen den musikalischen Kulturen verstehen sie als selbstverständlichen Auftrag. Und die Zuhörer mit ihrer Spiellust - nein - eher Spiel-Wollust zu fesseln.

So geschehen am 2. Oktober 2021 im Seekirchener Emailwerk – und - mit Sicherheit nicht das letzte Mal.
(lf)