Nachlese
Singen verbindet
„Wo man singt da lass‘ dich ruhig nieder – böse Menschen haben keine Lieder“ – dieses Zitat, das dem deutschen Schriftsteller Johann Gottfried Seume zugeordnet und im Volksmund etwas abgewandelt wurde, meint eigentlich die Beziehung zwischen Sänger und Zuhörer.
Beim gemeinsamen Auftritt des Vokalensembles FRAUENZIMMER und dem Chor JUVENIS wurde aber spürbar, dass diese Weisheit ebenso zwischen SängerInnen Gültigkeit hat. Der Spaß am Gesang als freundschaftliches Bindeglied zwischen Chören würde manch‘ anderer Interessensgemeinschaft gut zu Gesicht stehen. Natürlich, der neugierbehaftete Respekt an dem, was der andere gerade macht und wie er es macht, ist auch zwischen Chorgemeinschaften ein Antrieb für die eigene Entwicklung. Aber eben immer mit gegenseitiger Achtung. Zwischen Juvenis und Frauenzimmer funktionierte die gemeinsame Performance jedenfalls ausgezeichnet.
Den Einstieg lieferte der gemischte Chor Juvenis mit einem geladenen „Fire Fire“ und rundete mit einem verspielten „Cucú“ von Juan del Encima ab, das 100% weibliche Ensemble Frauenzimmer übernahm den Faden mit einem tragischen „Danny Boy“ und beschwerte sich anschließend, dass es nie vom richtigen Mann geküsst („The Kiss“) bzw. angeblinzelt wird („The Look“). In dieser bunten und abwechslungsreichen Machart ging es dann weiter durch den Abend. Mal wurde reinsortig nach Formation gesungen, mal als Cuvée – für das Publikum eine sehr spannende Angelegenheit, bekam es doch den direkten Vergleich zwischen dem Klang eines gemischten Chores und eines Frauenensembles zu hören und gleich darauf die massive Präsenz beider Gruppen zusammen, wie zum Beispiel bei Barbara Allen oder dem schwedischen „Och Jungfrun“.
Dass der Abend dem Thema ‚Liebe‘ gewidmet war, konnte man angesichts des bunten Programms leicht aus den Augen verlieren. Alleine Stücke wie „Drück Die Eins“ oder „Ich Will Keine Schokolade“ zeichneten den Zuhörern ein überbreites Grinsen ins Gesicht und bewiesen, dass gute Chöre in der Lage sind, alle Spielarten dieser Hormonschlacht zu besingen und sich keinesfalls mit Herzschmerz begnügen. Man kann es eigentlich nicht oft genug sagen – singen verbindet! Es bringt Menschen einander näher, es baut Grenzen ab und entgiftet geistig. Vielleicht sollten sie im Parlament…vor jeder Sitzung…zusammen…?
(mw)