Nachlese
Nachhall im Herzen
Lylit. Vor knapp einem Jahr war sie im Seekirchner Emailwerk, um ihre EP "Aurora" vorzustellen. Gestern kam sie wieder. Im Gepäck ihre neue CD. Oder auch nicht. Das Presswerk war leider nicht fertiggeworden, und so musste man sich auf das verlassen, was Lylit an diesem Abend zum Vortrag brachte. Viel Neues, manch Vertrautes. Eigentlich schöner, wenn der Anker, die Rückversicherung gar nicht da ist. Eine Möglichkeit, sich ganz und gar, mit Haut und Haaren und vor allem mit Ohr und Herz auf die Musik dieser außergewöhnlichen Musikerin einzulassen.
Eine Musik, die aus einer entwurzelten Seele wächst, die seismografisch und detektivisch die Tiefen der menschlichen Schwächen und Stärken auslotet, hinter jedes Lachen sieht, um das "behind" vor das Mikrofon zu zerren, eine Musik, die sich auch dank der faszinierenden Stimme und der Kompositionskraft auf der Bühne wie ein Himmel/Hölle-Spiel Song für Song entfaltet. Diese Tiefe ist einzigartig in einer Musikwelt, die bestimmt ist von Verkäufen und Verträgen, von großen Labels und Plattendeals. All das kümmert Lylit nicht, und ganz nach dem Motto: "Das Label ist tot, es lebe die Künstlerin" werden ihre CDs nur mehr bei den Konzerten verkauft oder sind direkt bei ihr selbst zu beziehen - etwas, das gut in den gegenwärtigen Umbruch und die kritische Hinterfragung vieler gesellschaftlicher Normen passt.
Wer es an diesem Konzertabend nicht geschafft hat, alles Gehörte zu verarbeiten, konnte die EP mitnehmen oder für das Album zu subskribieren. Was bleibt, sind Bilder, die Lylit vielen Konzertbesuchern in den Kopf gezaubert hat, und Klänge, die noch lange im Herz nachhallen.
(lf)