Nachlese

08.05.2022 11:00 - Uhr

Liebe. Liebe?

Liebe. Ein großes Wort. Manchmal tiefgehend, manchmal oberflächlich gemeint. Die große Frage, was Liebe eigentlich ist, warum sie da ist und manchmal wieder verschwindet, wen man liebt und wieso überhaupt, warum man auch ein Meerschweinchen oder ein Zitroneneis oder gar Kastanien lieben kann, das verhandelt das Jugend-Theaterstück "Ich lieb dich" von Kristo Šagor auf poetische und einfühlsame Weise für ein Publikum ab 10 Jahren.

Lia und Julian sind 11 und 12 Jahre alt und kennen sich seit dem Kindergarten. Ihr Spiel behandelt eben jene Dinge und Menschen, die sie geliebt haben, in 17 unterschiedlichen Rollen umkreisen, befragen, durchleuchten sie die ganz großen Fragen über die Liebe. Doch ist dies wirklich nur ein Stoff für Jugendliche? Mitnichten. Manchmal trifft einen - ohne Altersbeschränkung - ein Theaterstück mitten ins Herz. Kristo Šagors überwältigend intensives Stück führt uns zurück in das Gefühl, dass die Liebe und unsere gemeinsame Menschlichkeit alles besiegt und eine unendliche Kraft ist, die uns trotz aller Widrigkeiten hoffnungsfroh in die Zukunft blicken lässt, denn wenn alles versagt - die Liebe ist immer da.

Die Inszenierung ist großartig, die Ausstattung mit einem riesengroßen aufblasbaren Hund und einer 80er-Jahre-Soundmaschine sparsam und doch überwältigend. Mit musikalischen Zwischenspielen, die oft sagen, was im Gespräch nicht gesagt werden kann, bleibt "Ich lieb dich" durchgehend hochenergetisch und tief atmosphärisch. Imke Siebert als Lia und Ludwig Wendelin Weißenberger als Julian sind einfach fesselnd und spielen das Stück mit einer Natürlichkeit, die sich völlig authentisch anfühlt.

Eine Gratulation und Anerkennung verdient diese Initiative der Salzburger Festspiele unter der Leitung von Ursula Gessat allemal. Das neue Jugendprogramm "jung & jede*r" ermöglicht Schülerinnen und Schülern den direkten Kontakt mit hochkarätigem Schauspiel. Danke für die Möglichkeit dieser Kooperation mit Kulturzentren außerhalb der Landeshauptstadt.

Bitte mehr davon.

(lf)