
Nachlese
Ja, wo sind wir denn hier?
Vorneweg: Die Gäste im übervollen Emailwerk durften mit dem Klazzik Trio einen überaus spannenden und virtuosen Abend erleben. Ganz einfach war es zu Beginn jedoch nicht. Das lag nicht an Verena Breitfuß (Cello), Leonhard Wimmer (E-Gitarre, Vocals), Johanna Aichriedler (Fagott, Vocals) oder ihrem Programm „Dreisamkeit“, sondern an der gewohnten instrumentalen Ordnung in den Köpfen der Zuhörer, die man zuerst einmal beiseitelegen musste.
Gerade das Cello ist in der gelernten musikalischen Weltordnung sehr mit der Klassik verbunden. Auch der Klang des Fagott wird zu gerne mit klassischer Kammer- und Orchestermusik assoziiert. Im ersten Stück des Abends, eben jener „Dreisamkeit“, war man zuallererst gefordert, die gewohnten Schubladen zu schließen und die sich ständig anbiedernden Verbindungen zur Klassik ganz bewusst zu kappen. Danach jedoch war man bereit für den Klazzik Trio-Sound, und Leonhard Wimmer saß mit seiner E-Gitarre ganz selbstverständlich mit im Boot. Aber ganz so einfach wollte es das Trio dem Publikum nicht machen. Das folgende Cello-Konzert von Vivaldi beschwor noch einmal den Geist der Klassik und bannte ihn mit Cello, Fagott und Gitarre auf eine neue Leinwand. Hier zeigte die Formation auch ihr zutiefst beeindruckendes Können an ihren Instrumenten und in der Transkription. Einmal mehr musste man sein gewohntes Musikverständnis in den ersten Takten neu ordnen und zulassen, aber dann öffnete sich das Tor zu einer ganz neuen und absolut hinreißenden Klangwelt.
Drei dermaßen unterschiedliche Instrumente zu einem so authentischen Klangbild zu verbinden, ist wahrhaft eine Meisterleistung. Den weiteren Verlauf des Abends gestaltete das Trio so vielfältig und abwechslungsreich wie nur denkbar. Eine Sonate von Jean-Baptiste Barrière, einem der ganz großen Cellisten seiner Zeit, Lieder aus Norwegen und Schweden sowie Instrumentales aus Süditalien wurden abgelöst von Eigenkompositionen, und auch die Stimme des Publikums wurde per Loop-Technik Teil eines Stücks. Das Klazzik Trio lud das mehr als begeisterte Publikum an diesem Abend auf eine intelligente, feinfühlige und überaus virtuose Reise zwischen Tradition und Moderne ein, indem es, kraft ihrer Instrumente, die jeweiligen Genres anders colorierte als man es gewohnt ist. Die dadurch entstehenden Anmutungen sind ebenso erfrischend wie selbstständig und bereiteten dem Publikum einen unvergesslichen Abend voller neuer musikalischer Eindrücke. Und das verdient jedenfalls das Prädikat „besonders wertvoll“!
(mw)