Nachlese

21.01.2024 20:00 - Uhr

Feinste Tonkultur

Wenn Musiklehrerinnen und Musiklehrer des Musikum Seekirchen in einer öffentlichen Sonntags-Matinee ihre eigene hohe Virtuosität unter Beweis stellen, ist das nicht nur für die anwesenden Schülerinnen und Schüler sowie deren Verwandte und Bekannte äußerst spannend und faszinierend, sondern generell für viele Musikliebhaber.

Unter dem Motto "Warme Klänge für kalte Tage" konnten sich die zahlreich erschienenen Besucher*innen in diesem knapp 70-minütigen Konzert über eine musikalische Zeitreise vom 17. bis ins 21. Jahrhundert erfreuen. Eröffnet wurde das Konzert von Martin Kreuzberger an der Piccolotrompete, begleitet von Lilly Zhang-Sowa am Klavier mit dem zweitältesten Stück, einer Sonata in D-Dur von Giuseppe Torelli. Dann staunten die Besucher*innen über ein seltenes und ungewöhnliches Instrument, einer Groß- oder Langlaute (verzeihen sie die ungenaue Beschreibung, aber selbst das Internet weiß nichts über dieses besondere Instrument...), gekonnt gespielt von Aspasia Dimitriadou im Duett mit Tabea Seibert, die der Sopranblockflöte schier überirdische Töne entlockte. Dargeboten wurde eine Sonata von Johann Heinrich Schmelzer.

Unmittelbar danach folgte das nächste Saiteninstrument, die Gitarre, gespielt von Pal Paulikovics. Man muss diesen Musiker selbst gehört und gesehen haben, um sich einen Begriff von seiner ungemeinen Fertigkeit und seinem präzisen, gefühlvollen Vortrag machen zu können. Nachdem es solistisch zwei Capriccios von Luigi Legnani vorgetragen hatte, spielte er mit Violoncello-Lehrer Sven Ahnsjö zwei spanische Volkslieder in anspruchsvoller Saiten-Kunst. Es war, als würde das Cello zart mit der Gitarre tanzen. Im Anschluss kontrastierte Ivan Nazarenko am Klavier mit einer spritzigen Interpretation von Ernestos Lecuonas "Malagueña". Damit war das Konzert nicht nur in Kuba, sondern im letzten Jahrhundert angekommen. Genau dort setzten Karl Strohriegl an der Klarinette und einmal mehr Lilly Zhang-Sowa am Klavier einen großartigen Akzent: den 1. Satz von Peter Przystaniks “Five Angels”, gekonnt und gefühlvoll vorgetragen. Die Klarinette sollte auf der Bühne bleiben, Karl Strohriegl und Lilly Zhang-Sowa ebenso, es gesellte sich eine weitere Vertreterin der Holzblasinstrumente dazu, gespielt vom ungarischen Komponisten und Klarinettisten Theodor Burkali, der die Eigenkomposition "Fons luminis" beisteuerte. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass Burkali ein vielfach ausgezeichneter Künstler ist, der gerade dabei ist, ein ganzes "Clariversum" zu erschaffen – ein Universum von Klarinettenwerken verschiedenster Besetzungen. Das Finale bestritten wieder Sven Ahnsjö und Lilly Zhang-Sowa in der bewährten Klavier/Cello-Besetzung mit einem Werk von José Bragato: "Graciela y Buenos Aires". Damit war die Matinee in der Jetztzeit angekommen, das letzte Werk stammt aus dem Jahr 2002.

Alles in allem ein ungemein spannendes, begeisterndes und abwechslungsreiches Konzert, die Pädagog*innen und Künstler*innen verdienen den Enthusiasmus, der ihnen entgegenschlug. Denn eines muss man verstehen: Neben der pädagogischen Unterrichtsarbeit darf auch das eigenständige, künstlerische Schaffen nicht zu kurz kommen. Feinste Tonkultur ehrenamtlich auf die Bühne zu stellen, ist hoch anzurechnen, und es gebührt ihnen allen ein Dank für das Beispiel, das sie für die Schüler*innen abgeben und die Lust am Musizieren, die sie mit so einem Konzert erzeugen. Also: Vielen Dank!

(lf)