Nachlese

12.05.2025 10:00 - Uhr

Fahrscheinkontrolle

Was soll man bitte noch schreiben, wenn zwei Musiker im Emailwerk Seekirchen auftreten, die schon gefühlt zum xten Mal da waren - und immer mit Lorbeeren bedacht wurden? Genau: „Die Strottern“ waren wieder mal da. Mit 18 ausgewählten Songs vor einem Publikum, das mehrheitlich auch schon des Öfteren bei einem Konzert dieses Ausnahme-Duos, bestehend aus Klemens Lendl (Gesang, Violine) und David Müller (Gesang, Gitarre, Singende Säge) waren. Minutenlanger Applaus schon beim Betreten der Bühne - die Reaktion von Clemens Lendl: "...wir können mit so viel Vorschuss-Zuwendung nicht umgehen, wir sind aus Wien". Ja, Wien. Nicht das einzige Thema ihrer Musik, aber jenes, das ausnahmslos in jedem Lied vorkommt. Ihre Konzerte zeichnen sich eben durch eine einzigartige Mischung aus traditionellem Charme und hochmusikalischer Interpretation aus, die alle sofort in den Bann zieht. Damit gelingt es den beiden, das klassische Wienerlied in die Gegenwart zu holen. Sie reduzieren traditionelle Werke respektvoll auf ihre Essenz und befreien sie von Klischees und Kitsch, wodurch ein unverwechselbarer Klang entsteht. Die Texte selbst sind geprägt von hintergründigem Humor und poetischem Tiefgang. Sie thematisieren das alltägliche Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, meist mit einem Augenzwinkern. Diese Mischung aus Wehmut und Ironie verleiht ihrem Auftritt eine besondere Authentizität.

Die Strottern brauchen keine Ansage, um die Leute zum Mitsingen zu bringen. Bei dem Song „U1“ geht schon bei den ersten Takten ein wissendes Raunen und Seufzen durch den ausverkauften Saal. Beim Refrain „Fahrscheinkontrolle, Schwarzfoan woin olle“ übernimmt das Publikum selig das Singen, als hätte es wochenlang nur darauf gewartet. Abgesehen davon ist dieses Lied mit dem genialen Text von Peter Ahorner eines der zartesten, aber dennoch mitreißendsten Momente, die je eine Kleinkunstbühne gesehen hat. 

Ja, ich weiß, das habe ich in ähnlicher Form schon des Öfteren über diese beiden Herren geschrieben oder gesagt. Trotzdem: Die Strottern haben an diesem Abend wieder und zum unzählig xten Mal gezeigt, warum sie Meister der live verdichteten Emotion sind: Zwischen Wienerlied, anarchischem Humor und Tiefgang, mit reißender Bühnenpräsenz und einer musikalischen Virtuosität, die ihresgleichen sucht, entsteht reine Magie. Zwischen den Songs gibt es Geschichten, die manchmal so absurd und wienerisch sind, dass das Publikum vor lauter Lachen manchmal den Beginn des nächsten Liedes verpasst.

Höhepunkte? Zu viele, um sie alle zu nennen, U1 sei hier stellvertretend für alle genannt.  

Alles in allem ein Abend, der süchtig macht, mit absoluten Gänsehaut-Momenten! Wer dabei war, wird das nicht so schnell vergessen. 

(lf)