Nachlese

13.04.2024 10:00 - Uhr

Das erste FRAUENZIMMER im Emailwerk - eine Nachlese

Eva Spießberger und Melina Fellinger wollten einen Raum von und für Frauen schaffen, kein ungewöhnliches Format, aber auch nicht selbstverständlich und vor allem nicht überall verfügbar. Ein Raum für spannende Diskussionen, aktuelle Inhalte, für Austausch und Netzwerken, positive Vibes und auch gute Unterhaltung. Ein Raum mit einer klaren feministischen Botschaft und einem guten Gefühl für Gemeinsamkeit sollte es werden. So viel vorweg: Das ist mehr als gelungen. Eigentlich als intimes Event angedacht, war der Saal des Emailwerks überraschend gut gefüllt.

Am Podium (und auf der Bühne): Silvia Spinnato, Dirigentin und Musikerin, Gründerin des „Female Symphonic Orchestra Austria“, Hanna Kristall, Rockmusikerin mit mexikanischen und polnischen Wurzeln und Lilly Zhang-Sowa, klassische Pianistin, geboren in Shanghai und in Salzburg wirkend. Ein abwechslungsreiches Programm, gekonnt moderiert von Eva Spießberger, in dem es nicht nur musikalisch zur Sache ging, auch in der Diskussion wurden die brennenden Themen der Gender-Debatten und Geschlechter-Ungerechtigkeiten ausführlich diskutiert.

Wer sich eine kämpferische Atmosphäre erwartet hatte, wurde enttäuscht, die Themen wurden zwar in aller Nachdrücklichkeit diskutiert, aber auch immer mit einer riesigen Portion Humor und guter Laune, die dem Ziel der "guten Vibes" absolut gerecht wurde. Die musikalischen Einlagen waren erstklassig und riefen beim Publikum Begeisterung hervor. Auch die Publikumsbeteiligung an der Diskussion und der anschließende Austausch lassen schon auf die nächsten FRAUENZIMMER hoffen. Zwei sind bereits in Planung: Im Juni, dann wird die weibliche Kraft hinter erfolgreichen Weinen in den Fokus gerückt - mit Winzerinnen und Weinverkostung, und nach dem Sommer wird Mareike Fallwickl ihren neuen Roman "Und alle so still" vorstellen und unter Beweis stellen, dass die Wut auf gesellschaftliche Ungerechtigkeiten nicht kleiner geworden ist. In dem Buch legen Frauen ihre Care-Arbeit nieder. Die Folgen sind katastrophal.

Warum so ein Format wie FRAUENZIMMER? Andere Frauen zu sehen und von ihren Geschichten zu hören, hilft und motiviert. Und: Frauennetzwerke sind in Wahrheit ein junges und kein gewohntes Format, wie es seit Jahrhunderten in der Männerwelt selbstverständlich ist. Laut einer Studie der "Kellogg School of Management" erleben Frauen, die versuchen, sich auf die gleiche Weise wie Männer zu vernetzen, oft einen Leistungs- und Karriereeinbruch. Und das alles, weil ihnen die Unterstützung eines inneren Frauenkreises fehlt! Die Forschung zeigt, dass Frauen, die Karriereberatung mit anderen Frauen teilen, fast dreimal häufiger einen besseren Job finden als diejenigen, denen ein Unterstützungssystem fehlt. Nur wenn Frauennetzwerke Aktivitäten kombinieren, die Vertrauen, Verbindungen und (professionelle oder persönliche) Kompetenzen aufbauen, haben sie wahrscheinlich die dauerhafte Wirkung, die erforderlich ist, um eine globale weibliche Stärkung zu erreichen. Schließlich müssen wir vielleicht das Networking der alten Schule insgesamt überdenken. Formate wie FRAUENZIMMER schaffen auch die Möglichkeit, andere Frauen mit den gleichen Bedürfnissen und Interessen zu treffen. Und manchmal wollen Frauen einfach nur mit anderen Frauen über private oder berufliche Probleme plaudern. Frauen neigen dazu, geschäftliche und persönliche Probleme ziemlich leicht zu mischen, was zu einer größeren Offenheit, aber auch zu einer erhöhten Verwundbarkeit führt. Für diese Art von Gesprächen braucht es auch den richtigen Rahmen.

Der wurde gekonnt geschaffen. Kompliment.

(lf)