
Nachlese
Da wächst was Wunderbares heran
Ausgerechnet jetzt, wo klar wird, dass in einer potenziellen neuen Bundesregierung der Volkskultur und Tradition ein wesentlich höherer Stellenwert zugesprochen werden soll, hat das Emailwerk als zeitgenössisches Kulturzentrum ein Volksmusik-Konzert am Programm. Ist das Zufall? Oder gar Anbiederung in vorauseilendem Gehorsam? Mitnichten. Das Thema der Volkskultur ist tief in unserer DNA verankert. Der kleine Unterschied? Für uns gibt es kein "Entweder-Oder", sondern nur ein Miteinander und gleichwertiges Nebeneinander. Kultur bedeutet für uns Vielfalt. Daher stellt sich der Kulturverein KunstBox seit seiner Gründung der Herausforderung, nicht nur das Zeitgenössische, sondern vor allem das Echte in der Volksmusik zu suchen und auf die Bühne zu bringen. Die Volksmusik lebt nicht nur in der Vergangenheitsbetrachtung, sondern vor allem in der Begeisterung junger MusikerInnen. Musik wird zur Volksmusik, wenn es über einen langen Zeitraum im Bewusstsein der Menschen verwurzelt bleibt, auch wenn sie Veränderung erfährt. Das darf sein. Das muss sein. Nur so kann die Flamme weiter brennen. Und es gibt ein Kriterium, das für uns über all dem steht: Die Qualität und Wahrhaftigkeit dessen, was wir programmieren. Darum gibt es auf dieser Bühne auch keine "volkstümlichen" Darstellungen. In diesem Sinn ist "echte" Volksmusik ein fixer Bestandteil des zeitgenössischen Bühnenlebens im Emailwerk Seekirchen.
Und all das war am 25. Jänner 2025 im Emailwerk hautnah zu erleben. Zu Gast war die BRUCK ZUCK MUSI, eine 2021 gegründete Klarinetten-Musi, bestehend aus sieben Studierenden der Linzer Bruckner-Uni, die die Begeisterung für alpenländische Volksmusik verbindet. Drei Klarinetten werden mit Harfe, Kontrabass, Basstrompete und Steirischer Harmonika ergänzt zu einem abgerundeten Hörerlebnis. Musikalische und persönliche Einflüsse aus Salzburg, Ober- und Niederösterreich vereinen sich zu einem außergewöhnlichen Klangkörper. Mit im Gepäck hatten sie das Programm "Träumereien", ganz nach dem Lied von Ina Regen: "Was ma heut net träumen, das wird morgen net wahr". Das Publikum wurde eingeladen, sich einer zauberhaften Klangwelt hinzugeben und ihrerseits den Konzertabend ihren eigenen Träumen zu widmen. Es sind sensible Klänge, feinfühlig musiziert, perfekt interpretiert und intoniert. Das Programm ist eine Mischung aus klassisch anmutenden Volksmusikstücken, Kompositionen von Zeitgenossen wie Federspiel, MaxJoseph oder Heidi Pixner. Aber auch bemerkenswerte Eigenkompositionen sind dabei. Wenn aber Größen wie Anton Bruckner oder Robert Schumann das Zepter übernehmen, zeigt die BRUCK ZUCK MUSI, was in ihr steckt und es wird beeindruckend sinfonisch. Dani Häusler, gefeierter Klarinettist und Dozent an der Hochschule Luzern meinte einmal in einem Interview: "Vieles in unserer Volksmusik kommt von der Klassik her. Mozart-Tänze zum Beispiel kann man vom Notentext her ziemlich genau eins zu eins übernehmen. Der Unterschied zeigt sich dann aber in der Interpretation – klassische Musiker spielen gepflegter, Volksmusiker ungehobelter. Hier drin liegt ein großer Reiz für mich." Wer die sieben MusikerInnen im Emailwerk gehört hat, muss dieser These vehement widersprechen. Wenn man diese sieben jungen Talente hört, weiß man, wie gepflegt und dennoch leidenschaftlich Volksmusik interpretiert werden kann. MusikerInnen, bei denen Zeitgenössisches und Volksmusik kein Widerspruch ist.
Ein Spannungsfeld, das die Lust am Zuhören nie abreißen lässt. Genau so wird Musik lebendig. Alles, was keine Veränderung zulässt, wird es in Zukunft schwer haben. Musik verändert sich immer – bewusst oder unbewusst. Der Fantasie dürfen hier keine Grenzen gesetzt werden. Die Welt der Musik ist so riesig, es wäre doch schade, damit nicht zu experimentieren. Mit so viel Freude und Enthusiasmus braucht einem um den Nachwuchs in der Volksmusik nicht bange zu sein, er ist jung und cool. Da wächst für die nächsten Jahrzehnte Wunderbares heran.
(lf)